Erinnerungen an den Krieg eines Matrosen – Sechs Kapitel

Wieder in der Heimat angekommen war er in verschiedenen Unternehmen als Schlosser tätig. Der Krieg war verloren und so auch sein Plan über die Kriegsmarine ein technisches Studium zu absolvieren. Abitur hatte er nicht, und die Zeiten waren in den ersten Jahren nicht so günstig um diesen Plan wiederaufzunehmen. Er ging dann nach Feierabend zur Abendschule und legte am 13. Dezember 1957 seine Meisterprüfung im Maschinenbauer-Handwerk ab. Oft sagte er „Hätten wir den Krieg nicht verloren, könnte ich heute Ingenieur sein!“

 

Meisterbrief von Wilhelm Küllertz (aus Privatbesitz)

 

In den Jahren 1955 und 1956 waren seine Eltern verstorben, und er erbte sein Elternhaus. Seine beiden Schwestern musste er entsprechend auszahlen. So entschloss er sich 1958 und 1959 ins Ausland zu gehen, wo derzeit in kurzer Zeit mehr Geld zu verdienen war als in Deutschland. In Kolumbien arbeitete er bei Pizano Triplex y Madeiras, einem großen Holzwerkstoffhersteller in Barranquilla als Werkstattleiter in der Instandhaltung. 1960 war er dann wieder zurück in Deutschland. Arbeit fand er bei Fa. Kleibaumhüter Maschinenbau in Wiedenbrück. Nach dem Tode des Inhabers übernahm er 1961 mit seinem Freund und Kollegen Willi Stemick den Betrieb und gründete sein eigenes Unternehmen „Küllertz & Stemick – Maschinenbau und Dreherei“ in Wiedenbrück. 1962 gründete er eine eigene Familie. Er heiratete seine Frau Elisabeth geb. Ewers. Die Familie hat zwei Söhne.

Wilhelm Küllertz ca. 1955 – 1960 (aus Privatbesitz)

Aus gesundheitlichen Gründen konnte er nach einer schweren Operation und einem Hirninfarkt sein Unternehmen nicht mehr weiterführen. Die Söhne waren zu diesem Zeitpunkt für eine Übernahme noch zu jung und in ihrer Berufslaufbahn leider noch nicht so weit vorbereitet den Betrieb übernehmen zu können wie ursprünglich geplant. Sein Kompagnon Stemick war schon seit mehreren Jahren im Altersruhestand. Das Unternehmen wurde 1988 geschlossen. Als Rentner hat Wilhelm Küllertz oft den Wunsch geäußert mal wieder da hin zu fahren, wo er im Krieg und in der Gefangenschaft war. Er hoffte noch jemanden von der Familie wiedersehen zu können, bei der er einen Teil seines Lebens verbracht hatte. Wahrscheinlich wäre sein Wunsch auch in Erfüllung gegangen, denn er hatte schon noch so einiges vor als Rentner. Zu detaillierten Planungen zu einer solchen Reise kam es leider nicht mehr. Am 15.September 2000 verstarb Wilhelm Küllertz nach einem Krankenhausaufenthalt plötzlich und unerwartet.Seine geradlinige, ehrliche,

fleißige und liebenswürdige menschliche Art hat ihn stets ausgezeichnet. Bei denen die ihn kannten, hat er viele bleibende Spuren hinterlassen. Er ist bis heute in sehr positiver Erinnerung bei Familie Fauré-Roux geblieben.

 

Wilhelm Küllertz als Pensionär ca.  1995 – 2000 (aus Privatbesitz)

Willi Küllertz